Traditionelle Hochzeit: Die Hochzeit in Tracht

Veröffentlicht am: Freitag, 14. Mai 2010 von Dorothea F. Voigtlaender in: Tradition

Liebe und Hochzeit seit zweihundert Jahren in einer Sonderausstellung des Fichtelgebirgsmuseums mit der „Geburt“ des Oktoberfestes
Traditionelle Hochzeit: Die Hochzeit in Tracht
Die Paare aus dem Fichtelgebirgsmuseum nach: Gustav W. Kraus (1842), Festzug der 35 Brautpaare zur Vermählung Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen Maximilian von Bayern u. Ir. Königlichen Hoheit der Kronprinzessin Marie von Bayern, im Vorbeiziehen vor dem Königszelt bey dem Oktoberfeste in München den 16ten Oktober 1842, BLATT III, München 1842. ©Staatsbibliothek Bamberg.

Eine einzigartige Ausstellungsarchitektur voller „Liebesgeschichten“ mit über 100 Ausstellungsstücken und vielen Leihgaben


Traditionelle Hochzeit: Die Hochzeit in Tracht
Diesen Brautkranz und eine Schleife, vielleicht vom Schleier oder vom Kleid, bewahrte eine Braut als Erinnerung. Die Kunstblumen sollen wahrscheinlich Myrthe imitieren, das galt um die Zeit als jungfräulich. Asch, Beginn des 20. Jahrhunderts. © Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel. Foto: Weiß, Marktredwitz

Von Dorothea F. Voigtländer

Die Idee war liebevoll, aus Liebe wurde eine sehenswerte Geschichte, die von der Museumsleitung Dr. Sabine Zehentmeier und dem Kurator Dr. Robert Grötschel im Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel ab diesem Wonnemonat Mai, dem Liebesmonat, bis zum 31. Oktober zu sehen sein wird. Die bemerkenswerte Sammlung des Museums und zahlreiche Leihgaben nach einem Aufruf an die Bevölkerung machten es möglich, nun tief in die Geschichte der Hochzeiten, der Verlobungsfeiern von einst bis jetzt einzutauchen. Diese Ausstellung sollte man sich nicht entgehen lassen.

Sie wirbt mit dem Titel: „Eine Geschichte mit Liebe – Hochzeit 1810-2010, denn just vor 200 Jahren fand die erste bayerische „Promihochzeit“ in München statt, als Kronprinz Ludwig I. und seine geliebte Therese von Sachsen-Hildburghausen zu einer großen Hochzeitsfeier auf die Theresienwiese einluden. Damit war das Oktoberfest geboren, was eigentlich nur wenige wissen.

Bleiben wir jetzt im Fichtelgebirge, wo es hoch her ging, wenn zwei sich „trauten“. Denn dieser eigentlich schönste Tag im Leben wurde immer tüchtig gefeiert, um dem Brautpaar und den Gästen lange in Erinnerung zu bleiben. Diese Ausstellung im Fichtelgebirgsmuseum zeigt mit seinen Ausstellungsobjekten vom Wandel der Bräuche von der Verlobung, rund um die Hochzeit bis hin zu den Hochzeitsjubiläen.

Traditionelle Hochzeit: Die Hochzeit in Tracht
Zur Silberhochzeit einen silbernen Kranz und einen Anstecker nach 25 Jahren Ehe. 1936.© Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel. Foto: Weiß, Marktredwitz

Da gibt es mit Liebesgedichten verzierte Mangbretter, wunderhübsch bemalte Gläser für „Braut und Bräutigam“, da gibt es einen original erhaltenen Aussteuerschrank aus dem 19. Jahrhundert und einen vollständig bestückten Kammerwagen mit allem, was damals im Haushalt notwendig war. Jedes Stück erzählt seine eigene Geschichte und lässt der Fantasie freien Lauf bis hin zur Mode. Damals wie heute ist es wichtig zu wissen: Was trägt die Braut an „ihrem“ Tag? Vom Modebewusstsein der Bürger zeugen die Brautkleider und Anzüge, man trug Krinolinenkleider wie einst die englische Queen Victoria, dann wird die Mode der Belle Epoque und die wilhelminische Kaiserzeit wieder wach. Die Kleidersäume rutschten nach oben und zeigten zierliche Damenfesseln, das enge Korsett verschwand und weibliche Rundungen zogen die Blicke aller auf die hübsche Braut und ihre Brautjungfern. Die Farbe des Brautkleides war nicht immer weiß, festliche Abendroben in naturfarbener Seide wurden vielfach bevorzugt.

Traditionelle Hochzeit: Die Hochzeit in Tracht
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts heirateten Vermögende bereits in Weiß. Mit diesem Tournürekleid kam der Pariser Chic von 1881 ins Fichtelgebirge. © Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel

Als Kronprinz Maximilian von Bayern 1842 in München heiratete, lud sein Vater Ludwig I. auch zwei Paare aus dem Fichtelgebirge in Tracht zum Fest ein, damit diese Hochzeit gebührend gefeiert werden konnte. Und so war der berühmte Trachtenfestumzug anlässlich des Oktoberfestes geboren. Die beiden aus Rehau und Wunsiedel stammenden Paare  wurden beschenkt mir glänzenden Eheringen und einer Gedenkmünze aus Gold. Zur aktuellen Ausstellung konnte die Kleidung der Rehauer Braut erstmals rekonstruiert werden. Blicke in die Vergangenheit werden dadurch erhellt. So werden die „mit Liebe“ erzählten Geschichten rund um die Hochzeiten im Fichtelgebirge in den vergangenen 200 Jahren wach, wozu natürlich auch der Scherbenhaufen gehört, der beim Polterabend Glück bringen soll, und das ist das Hochzeits-Fotoalbum als Memory-Spiel und natürlich die festlich gedeckte Hochzeitstafel mit feierlichem Festtagsgeschirr.

Traditionelle Hochzeit: Die Hochzeit in Tracht
Ein traditionelles Hochzeitsgeschenk sind Kelche für das Brautpaar. Die Emailmalerei auf diesen Kelchen aus der Zeit nach 1880 war typisch für das Fichtelgebirge. © Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel.

Also auf nach Wunsiedel ins Fichtelgebirgsmuseum, denn diese Ausstellung erhellt nicht nur die Vergangenheit, sie gibt auch sicherlich Anregungen für die Feierlichkeiten einer zukünftigen Hochzeit.

www.fichtelgebirgsmuseum.de