Rede vergeigt: Ein Hochzeitsknigge für Onkel Hubert

Veröffentlicht am: Montag, 16. September 2013 von Redaktion in: Kolumne

Alles wird gut, solange du Ja sagst! – Eine Kolumne, 4.Teil

„Alscho…wischen Sie“, lallt es in das Mikrophon. „Dahhhmals, als unser Mariechen noch dünner war, war see ja ein zieeemlich ungezogenes Meedsschen. Aber keine Schorge, Marie, die Kilos mehr stehen dir wiiirklich gut. Und ttshein Mann hat ja auch mehr auf den Rippen. Pascht doch!“ Mit dem dritten Glas Champagner in der Hand setzt Onkel Hubert zur Hochzeitsrede an. Leicht angedüselt, versucht er Witz und Charme auf der Hochzeit zu versprühen, die Gäste zu belustigen. Doch das geht nach hinten los. Im wahrsten Sinne des Wortes!

Spontane, nicht nur selbst- sondern auch Brautpaar- und Stimmungszerstörerische Hochzeitsreden lassen Puls und Fremdschämfaktor in die Höhe schnellen. So schnell können die Trauzeugen gar nicht als Retter heran eilen, und dem Redner das Mikrophon entreißen, als dass die Stimmung bereits gekippt ist. Verwandte schämen sich für die „offenen“ Worte des angeschickerten Onkel Huberts, Freunde blicken peinlich berührt auf ihre Platzkärtchen und dem Brautpaar fällt vor Sprachlosigkeit die Kinnlade in die Minestrone. Dann schwangt der Redenschwinger und poltert über den Stuhl nach hinten weg. Die erste Tabu-Kombination für Hochzeiten und Reden ist damit gefunden: Alkohol und Mikrophone! (Gilt z.B. auch für Hobby-Sänger auf Hochzeiten)

Hochzeitsknigge: Was sollte man bei Reden weiterhin tunlichst vermeiden?

Oh, oh, oh, Onkel Hubert, was hast du da wieder angerichtet? Angesichts dieser Vorstellung fällt es uns schwer, mit dem missbilligenden Kopfschütteln aufzuhören. Ein Grund mehr den (verstaubten) Hochzeitsknigge aus dem Regal zu holen. Zwar halten viele Menschen Benimmregeln und andere Gesellschaftsordnungen für überholt: Auf einer Hochzeit ist ein Knigge aber dennoch unheimlich wichtig. Insbesondere für Gäste wie Onkel Hubert. Denn Hochzeitsreden sollten in jedem Fall im Vorfeld mit dem Brautpaar beziehungsweise den Trauzeugen abgesprochen werden. Und, das gilt für alle Reden, Peinlichkeiten oder Insider-Witze sollten auf ein erträgliches Minimum reduziert werden.

Unterhaltsame Anekdoten oder witzige Situationen? Für Hochzeitsreden ein beliebtes Thema. Und man kann diese Geschichten auch gerne erzählen. Aber niemand möchte sehen wie es der Braut die Schamesröte ins Gesicht treibt, weil sie in der Dia-Show betrunken im Omaschlüpfer in der Badewanne liegt oder sich übergebend über der Parkbank lehnt. Noch weniger möchte man das Brautpaar in Bredouille bringen, weil man sie vor Familien und Verwandten bloßstellt oder gar Geschichten ausplaudert, die man lieber im Vier-Augen-Gespräch geklärt hätte. „Weißt du noch, die Stripperin von deinem Junggesellenabschied?“ Keine gute Einleitung für eine Hochzeitsrede – oder gar eine Ehe. Insider-Witze sind, wie es der Name bereits sagt, nur dann witzig, wenn es Insider verstehen. Für alle anderen Gäste ist es langweilig. Also, raus aus der Hochzeitsrede!

Hochzeitsknigge beachten: Reden „Jugend – und Großmutter-gerecht“ verfassen

Grundsätzlich sollten Themen wie Nacktheit, Alkohol und Drogen und auch Intimitäten aus den Hochzeitsreden herausgelassen werden. Das Brautpaar sollte bei diesen Geschichten immer selber entscheiden dürfen, wer was erfährt. Möchte man nicht, dass die 85-jährige Großmutter vom letzten Saufgelage weiß, sollte dieser Wunsch auch von allen Rednern respektiert werden. Gleiches gilt für Ex-Partner, Drogen-Experimente oder Zärtlichkeiten zwischen den Frischvermählten. „Wisst Ihr noch, als die Polizei Euch im Feld erwischt hat?“ Nein, kein gutes Thema für eine Hochzeitsrede, der Jung und Alt lauschen.

Da hätte Onkel Hubert doch lieber die Anekdote erzählt, wie die kleine Marie ihr neues Karnevalskostüm zum Schlafen nicht ausziehen wollte. Oder Bilder ihrer Modesünden und Haarexplosionen zeigen. Nun muss Onkel Hubert, der Gefürchtete, um seine nächste Hochzeitseinladung bangen.

Aber keine Angst vor Peinlichkeiten.

Traut Euch!

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4 Kommentare

  1. GlamourEffekt 16. September 2013 um 20:25

    Ich hatte mal einen DJ bei einer Hochzeit mit 2 Spielen deutlich über die Stränge geschlagen hat. Das Brautpaar war ganz offentsichtlich nicht amüsiert und die Gäste wussten auch nicht so recht wo sie hingucken sollten.
    Nicht sehr schön..

  2. Ramona Marheine 17. September 2013 um 13:26

    Der Knigge für dies und das – sicher für manche ein wichtiges Utensiel, denn viele wissen einfach nicht, was in manchen Situationen angebracht ist oder nicht.
    Bei der Hochzeit ist das Brautpaar der Hauptteil und deswegen sollten unbedingt peinliche und unangenehme Situationen vermieden werden… Und wenn man sich da Hilfe holt, warum nicht ?!
    Herzliche Grüße, Ramona Marheine

  3. Marcel 18. Januar 2014 um 17:43

    Ich finde ob der DJ nun Spiele macht oder nicht muß vorher besprochen werden. Dafür ist eine ausführliche Vorbesprechung nötig. Dies betrifft natürlich auch die Musik. Manche Brautpaare lieben Schlager und Discofox Musik, andere können sich das gar nicht vorstellen. So ist jede Hochzeit anders. DIe Aufgabe des DJ´s besteht darin, sich hier auf die Gesellschaft mit den Wünschen einzulassen.

  4. Lustige Hochzeitsrede 29. Oktober 2015 um 11:01

    An eine gute Hochzeitsrede erinnert man sich ein Leben lang. Eine schlechte Hochzeitsrede vergisst man nie.
    (frei nach) Bernard Weatehrhill

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