Hochzeit & Heiraten früher: Eleonore von Aquitanien

Veröffentlicht am: Sonntag, 30. Mai 2010 von Dorothea F. Voigtlaender in: Allgemein

Hochzeit aus politischem Kalkül – Hochzeit aus Leidenschaft: Eleonore von Aquitanien

Hochzeit & Heiraten früher: Eleonore von Aquitanien

Leider war kein Bild von Eleonore zu finden, aber sie muss sehr schön gewesen sein. Die linke Szene zeigt die Hochzeit zwischen Eleonore und Ludwig VII., die rechte Szene die Grabstätte von Eleonore und Heinrich in Fontevrault. Eine Darstellung aus dem 14. Jahrhundert. Quelle: Wikipedia

Als die erst fünfzehnjährige Eleonore von Aquitanien zum ersten Male am 25. Juli 1137 heiratete, da war keine Liebe im Spiel.  Sie wollte den französischen Königssohn Ludwig VII. nicht, und er wollte eigentlich Mönch in einem Kloster bleiben. Doch weil sein älterer Bruder gestorben war, wurde sein Schicksal mit Eleonore entschieden, die ihn wenige Monate nach dem Tod ihres Vaters, des Herzogs Wilhelm X. von Aquitanien, heiratete.

Der plötzliche Tod des Vaters sorgte für Gesprächsstoff, man sprach später von Vergiftung, denn Eleonore brachte reiche und attraktive Herzogtümer in das bis dahin nicht besonders große französische Königreich mit in die Ehe: Aquitanien, die Gascogne und die Grafschaft Poitou.
So stand denn dieses ungleiche Paar in der Kathedrale von Bordeaux vor dem Altar, und in der Hochzeitsnacht schaffte es der junge Ehemann nicht, mit seiner Angetrauten die Ehe zu vollziehen. Einerseits war die junge Frau zornig darüber, andererseits aber auch ängstlich und wenig aufgeklärt, also anders, wie das heute der Fall ist.

Also versuchte sie das Beste aus ihrer Ehe zu machen, und sie schaffte es, in dem kühlen französischen Hofstaat trotz aller Intrigen eine lebensfrohe und fröhliche Atmosphäre zu schaffen, wie sie es von zuhause im warmen Süden mit Troubadouren und Gesang und Tänzen gewohnt war. Das gefiel ihrem sehr frömmelnden Ehemann überhaupt nicht. Trotzdem schaffte er es, zwei Töchter zu zeugen, doch es waren eben „nur“ Töchter. Der erwartete Thronfolger blieb aus. So erfreute sich denn Eleonore mit Liebhabern, bis sie dann per Zufall Heinrich von Plantagenet kennenlernte bei einem Jagdausflug. Die Leidenschaft loderte in beiden hoch. Doch was tun?

Da dem französischen König Ludwig, der voller Missmut auch beim Zweiten Kreuzzug ins Heilige Land seine Frau in Männerkleidung ertragen musste und die freizügige und kunstsinnige Art Eleonore’s nicht mit seiner Strenge vereinbaren konnte, da entfernte er sich immer mehr innerlich von seiner Frau, die allen seinen Anstrengungen zum Trotz immer noch keinen Erben und Thronfolger gebären konnte.

Die Berater des Königs sorgten sich um den Fortbestand des Reiches und drängten auf eine Auflösung der Ehe. Sie mochten Eleonore nicht. Vor allem der engste Berater des Königs, Abt Suger, hasste die Frau, die ihm an seinem Sterbebett auf den Kopf zusagte, er habe ihren Vater und den kleinen Bruder vergiften lassen, was aber nicht bewiesen werden konnte. Für weiteren Ärger, weitere Intrigen und viel Unmut und Hass war gesorgt.

Hochzeit & Heiraten früher: Eleonore von Aquitanien

Der Kapitelsaal im Kloster Fontevrault – (c) Guy Liaume

Auf dem Konzil von Beaugency wurde ihre Ehe am 21. März 1152 annulliert, was mit der nahen Blutsverwandtschaft begründet wurde. Da atmeten beide auf, sie, weil sie „den Mönch“ als Ehemann nicht liebte, obwohl sie ihn fünfzehn Jahre ertragen hatte, er, weil er Eleonore zu anstrengend fand und sie auch nicht liebte. Dass er später dann doch wieder heiraten musste, um endlich einen Thronerben zu zeugen, das stand auf einem andern Blatt.

Die Scheidung von Ludwig und Eleonore war eine der folgenreichsten der Weltgeschichte, die zum Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich führte. Eleonore jedenfalls hatte einen traumhaften Geliebten gefunden, der wahrlich kein „Mönch“ war. Denn nur zwei Monate später heiratete sie ihren zweiten Mann, Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou und Herzog der Normandie. Diese Hochzeit voller Fröhlichkeit und Übermut, voller Leidenschaft und Liebe war zugleich ein Affront für den ersten Ehemann und ganz Frankreich, war ein Spiel um Macht und Einfluss mit vielen kriegerischen Auseinandersetzungen. Denn nun kamen die Besitztümer Eleonore’s auf die englische Seite, der ganze Südwesten Frankreichs kam hinzu und dadurch bekämpften sich die beiden Rivalen fast hundert Jahre lang, sie und ihre Nachfahren.

Hochzeit & Heiraten früher: Eleonore von Aquitanien

Das Kloster Fontevrault heute frisch restauriert und als Besuchermagnet. Foto: ATOUT France; © Dereck Berwin

Als Heinrich II. König von England wurde, im Jahre 1154, da ging Eleonore einmal als Königin von Frankreich, dann auch als Königin von England in die Geschichte ein, und zwei ihrer Söhne wurden ebenfalls Könige wie auch Richard Löwenherz, ihr Lieblingssohn, der mit seinem Bruder und Nachfolger Johann Ohneland Vorlagen für Filme und Fernsehstücke lieferte. Mit Heinrich hatte Eleonore acht Kinder, dabei auch Söhne. In Frankreich knirschte man mit den Zähnen, als sie ein Kind nach dem anderen gebar, was mit dem ersten König in ihrer ersten Ehe schwierig gewesen war.

Doch Eleonore ließ sich nichts gefallen, auch Heinrich musste sich Rebellionen seiner Ehefrau gefallen lassen, bis er sie 16 Jahre lang wie eine Gefangene auf die Insel Oléron bei La Rochelle, hielt, einige Quellen geben auch verschiedene Schlösser und Burgen in England an, teils schön, teils hässlich. Fluchtversuche misslangen, und erst als Heinrich gestorben war, wurde Eleonore wieder aktiv. Im Jahre 1189 war sie wieder frei, sie übernahm die Herrschaft über England, befreite ihren Sohn Richard Löwenherz, den Herzog Leopold von Österreich nach dessen Kreuzzug gefangen genommen hatte und ein Lösegeld forderte.

Die nun nicht mehr ganz junge Eleonore verhandelte mit dem deutschen Kaiser Heinrich VI. und brachte das Lösegeld auf. Dann konnte sie ihren Sohn Richard in Speyer abholen, um ihn nach England zu bringen. Doch zu ihrem großen Leidwesen musste sie nicht nur diesen Sohn beweinen, vor ihr starben fast alle ihre Kinder, Söhne wie Töchter. Schließlich blieb noch Johan Ohneland übrig, dem sie auf den Thron von England half.

Sie stirbt am 1. April 1204 im Kloster Fontevrault bei Saumur an der Loire und wurde an der Seite ihres zweiten Ehemannes bestattet. Doch Nonne ist sie auch am Schluss ihres Lebens nicht geworden. Ihr reiches und abenteuerliches Leben zählte 82 Jahre, was für damalige Zeiten ein ungeheuer hohes Alter war.