Historische Hochzeit

Veröffentlicht am: Montag, 8. März 2010 von Dorothea F. Voigtlaender in: Allgemein

Ausstellung im Fichtelgebirgsmuseum – Minnekästchen als Liebespfänder

Copyright Fichtelgebirgsmuseum

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Hochzeit, die Geschichte einer Liebe, das ist das Thema im Fichtelgebirgsgmuseum in diesem sich verspätenden Frühjahr 2010, eine Liebesgeschichte mit gutem Ausgang, die im Wonnemonat Mai eine herzerfrischende Fortsetzung findet. Und da kam die alte Spanschachtel gerade richtig als „Objekt des Monats“, eine Spanschachtel, bemalt mit zwei Mädchen. Das Fichtelgebirge ist eine holzreiche Gegend, und so werden solche Spanschachteln seit Jahrtausenden in holzreichen Gegenden in Massen produziert. Die Seiten bestehen aus Fichtenholzspänen, die gebogen und mit Weidenruten oder Schnüren zusammengenäht werden;  die massiveren Deckelplatten geben jeder Spanschachtel ihre typische runde oder ovale Form.

Wie aus dem Museum zu erfahren ist, wurden wahrscheinlich erst im 17. Jahrhundert  Spanschachteln bemalt und damit zu etwas Individuellem. Ein besonderes Motiv waren natürlich Liebespaare. Tatsächlich schenkten sich Liebende in solchen „Minnekästchen“ Liebespfänder. Auch Heiratende bekamen in solchen bemalten Schachteln Geschenke. Nach der Hochzeit bewahrten Ehefrauen in diesen Spanschachteln ihre Brautkronen und anderen Hochzeitsschmuck auf, bis sie ihn an andere Bräute weitergaben oder an die herangewachsene Tochter, wenn sie heiratete.

Diese hier abgebildete Spanschachtel im Fichtelgebirgsmuseum ist aber etwas Besonderes, denn auf ihr sind zwei schöne Jungfern abgebildet, die noch keinen Bräutigam haben. Die Umschrift lautet sinngemäß, „So muss man die Liebe missen – ohne Man(n) – und (hat) nicht zu küssen.“ Die Sitzende in der Mitte trägt eine blaue „robe à l’anglaise“, ein weites Mantelkleid mit Rock und engen Ärmeln mit Spitze, dazu eine leichte weiße Haube über offenem Haar. Das Mädchen zur Linken trägt ein leichtes Chemisekleid, darüber einen Sonnenhut mit Federn.

Über den Ausschnitt haben Beide ein Schultertuch (frz. fichu) drapiert. Diese englische Landhausmode, wie sie nach 1780 Mode war, hebt die Jugend der Jungfern hervor, doch ohne galanten Verehrer ist das vergebens. Die Linke gießt Blumen, doch wer wird sie ansehen und pflücken, bevor sie welken? Der Schoßhund zur Rechten symbolisiert Treue und bedingungslose Liebe, doch keiner beachtet ihn.

Die alte Schachtel ist mit 73 cm Länge und 19 cm Höhe sehr groß. Der himmelblaue Lack ist aber noch nicht ab – ob das auch sinnbildlich zu verstehen ist?. Nur manche weiße Stelle trug vor zweihundert Jahren zartes Rosa.

So ist das Fichtelgebirgsmuseum in diesem hoffentlich bald beginnenden Frühling sicherlich ein Besuch Wert. Und im Wonnemonat Mai geht es dann weiter mit der Fortsetzung der „Geschichte mit Liebe“: „Hochzeit 1810-2010“, so er Titel, informiert die Leitung des Museums, Dr. Sabine Zehentmeier und Dr. Robert Grötschel. Ein kleines „Hochzeitspaar“ wird das Mai-Plakat zieren.

Quelle: www.Fichtelgebirgsmuseum.de